Kinderarztpraxis und Wohnungen
Die Architekten ad2 aus Weiden am See im Burgenland arbeiten vorzugsweise mit Beton. Bei der Kinderarztpraxis Dr. Langer in Perchtoldsdorf südlich von Wien, nutzen sie die Betondecken gleich mehrfach: Zum Heizen und Kühlen mittels Bauteilaktivierung sowie als gestalterisches Element.
Dr. Langer Immobilien GmbH
2017
Statik: Gmeiner-Haferl Bauingenieur ZT GmbH
HKLS: Pinetz GmbH
Bauphysik und Akustik: Dr. Jürgen Lukas, Petronell-Carnuntum
Baufirma: Sperhansl Bau GmbH
40 kWh/m²a
Den kreativen Umgang mit Beton haben sie bereits des Öfteren unter Beweis gestellt und dafür Auszeichnungen erhalten. In der Kinderarztpraxis durchwandert das Relief einer Giraffe die gesamte Ordination, hinterlässt Spuren und gibt den Räumlichkeiten einen einheitlichen und dennoch individuellen Charakter. Für den Bau einer Kinderarztpraxis und drei Wohneinheiten in den Obergeschoßen – zur Refinanzierung des Projektes – hatte der Bauherr zwei Architektenteams für die Erstellung von Vorentwürfen geladen und in der Folge ad2 architekten mit der Umsetzung beauftragt. Das Grundstück mit einer Fläche von nur 500 Quadratmetern war für die vorgesehene Kubatur sehr knapp bemessen. Damit das Gebäude im städtebaulichen Kontext nicht zu imposant wirkt, haben die Planer für die klassische Nutzung der Gebäudehöhe mit 45 Grad geneigten Dachflächen, eine neue Interpretation gefunden: Die gesamte Fassade wird ab dem ersten Obergeschoß als „steiles Dach“ oder „schräge Wand“ konzipiert.
Der Besuch der Kinderarztpraxis, meist geprägt von ängstlicher Erwartungshaltung, engen Räumen und steriler Ausstattung, sollte hier neu definiert werden. Wohnlich, lichtdurchflutet und familienfreundlich lauteten die Anforderungen des Bauherrn. Durch großzügige Raumplanung, zurückhaltende Technikpräsenz und Referenzen an die Tierwelt ist dies den Architekten perfekt gelungen. Der Empfang, die zentrale Anlaufstelle, ist im Zentrum des Grundrisses positioniert. Von hier aus wird der Überblick über die gesamte Ordination bewahrt – zu dem blickgeschützten Laborbereich, dem offenen Wartebereich am Eingang und zu den vier Behandlungsräumen. Letztere sind alle nach Außen orientiert und durch raumhohe Fenster hell und freundlich. Ebenso der Wartebereich mit Spielmöglichkeiten für Kinder jeden Alters, der in einen Spielgarten im Außenbereich übergeht.
Wie bei den meisten Bauten von ad2 architekten, sind die Decken sowohl in der Arztpraxis als auch in den Wohnungen bauteilaktiviert. „Wir verwenden Beton nicht nur aus optischen Gründen, sondern auch wegen seiner Speicherfähigkeit“, erläutert Doser, „Es macht Sinn, die erforderlichen Konstruktionsstärken mit zusätzlichen Funktionen auszurüsten. Außerdem lässt sich die Bauteilaktivierung handwerklich auf der Baustelle leicht umsetzen.“ Betrieben durch eine Luftwärmepumpe, wird das Gebäude allein durch die Bauteilaktivierung im Winter beheizt und im Sommer gekühlt. Eine Photovoltaikanlage am Dach liefert in den Sommermonaten den notwendigen Strom, der bei zusätzlichem Bedarf aus dem öffentlichen Netz eingespeist wird. Eine kontrollierte Be- und Entlüftung sorgt über Erdkollektoren für ausreichend frische Luft in allen Räumen.
(Text: Brigitte Amort; Z+B-Magazin; in gekürzter Form)