Bauen außerhalb der Norm
Baukosten und damit auch Wohnungs- und Immobilienpreise haben in den letzten Jahren eine überproportionale Steigerung erfahren. Mit dem Anstieg der Zinsen und der KIM-Verordnung hat sich die Situation weiter verschärft. Dies wird sowohl für Wohnungssuchende als auch für Unternehmen zunehmend zu einem teils existenzbedrohenden Problem. Die Gründe sind mannigfaltig und nicht nur in der Baubranche zu suchen.
Eine seit Jahren bekannte Ursache jedoch ist in der gegenwärtigen Situation hinsichtlich der Anwendbarkeit und Umsetzbarkeit von Normen zu sehen. Hier sind vor allem zwei Aspekte besonders hervorzuheben, einerseits überbordende sich teilweise wiedersprechende Vorschriften, andererseits die schwierige bzw. aufwendige und kostenintensive Durchlässigkeit von Innovationen bzw. innovativen Ansätzen in den Normen.
Nachhaltiges und funktionales Bauen - Bauen außerhalb der Norm
- So wird in der Baupraxis an Lösungen festgehalten nur um normgerecht zu sein, um sich gegen eventuelle spätere Haftungsansprüche abzusichern, ohne gleichwertige, kostengünstigere Ausführungsalternativen in Betracht zu ziehen. Diese Tendenz hat sich in den letzten Jahren weiter verstärkt, da auch Gutachten im Rahmen der Rechtsprechung sich auf Normen als Repräsentation des Standes der Technik beziehen. Ein Abweichen davon, auch bei einem Nachweis einer tauglichen und kostengünstigeren Alternative, was in den Normen teilweise ausdrücklich vorgesehen ist, hat somit sowohl für Planer als auch für Ausführende oftmals äußerst negative Folgen. Darüber hinaus ist das Risiko in einem Schadensfall Haftungsansprüchen ausgeliefert zu sein vielen Unternehmen zu groß. In Summe trägt diese Situation zu der eingangs angeführten Erhöhung der Baukosten in erheblichem Maße bei und verhindert so auch ökonomisch, nachhaltige und innovative Immobilien.
- Um dieser Kostenspirale entgegenzuwirken und zukunftsorientiert nachhaltig zu bauen, soll in diesem Forschungsvorhaben untersucht werden wie gesetzlich ein entsprechende Rahmen und die Sicherheit schaffen kann, um solche innovativen Lösungen in Bauvorhaben außerhalb der bestehenden Normen und Vorschriften umsetzen zu können.
- Die Frage wird also sein, inwieweit kostensteigernde und innovationshemmende Vorschriften derzeit gültiger Baustandards und Normen außer Acht gelassen werden können ohne Einbußen bei der nutzungsrelevanten Qualität von Bauteilen und Bauwerken hinnehmen zu müssen.
- Weiters soll analysiert werden, ob und in welchem Umfang dies im Rahmen der bestehenden Gesetzgebung abgewickelt werden kann und welche Aspekte eine adaptierte Gesetzgebung benötigen würden.
- Beispielgebend für dieses Vorhaben soll auch der in Deutschland derzeit vor der Umsetzung stehende Gebäudetyp E (für experimentell) sein, der die vertraglich vereinbarte einfachere Bauausführung zwischen Unternehmern zulässt und somit einen rechtlichen Anhaltspunkt bietet. Weiters gibt es auch in der Schweiz Bestrebungen in diese Richtung, die für dieses Projekt beispielgebend sein könnten.
Projektziel
- Ziel dieses Projektes soll es sein mit dem „Innovationsraum Bau“ den Rahmen zu schaffen, um Unternehmen die Möglichkeit zu geben nach innovativen ökonomischen und technischen Lösungen zu suchen und diese dann auch ohne überproportionales Risiko umzusetzen zu können. An dieser Stelle kann auch der Einsatz digitaler Gebäudemodelle bei der Entwicklung ökonomischer und innovativer Lösungen helfen.
- In Summe sollen diese Bemühungen dazu führen die Baukosten nachhaltig zu senken und leistbares Wohnen und Arbeiten wieder zu ermöglichen.
Ergebnisse / Downloads
Projektpartner
- Landesinnung Bau Tirol
- Universität Innsbruck / Arbeitsbereich Baumanagement & Baubetrieb
- Heid & Partner Rechtsanwälte
- ATP Architekten Ingenieure